Larry Fink und Rob Goldstein von BlackRock sagen, dass die Tokenisierung für die Finanzwelt das bewirken könnte, was das frühe Internet für Informationen getan hat.

BlackRock CEO Larry Fink und COO Rob Goldstein erklärten, dass die Tokenisierung sich als eine transformative Kraft auf den globalen Märkten herauskristallisiert und ihr potenzieller Einfluss mit dem Aufstieg des frühen Internets vergleichbar sei. 

In einem am Montag im The Economist veröffentlichten Beitrag, der auch auf der Website von BlackRock erschien, argumentierten die Führungskräfte, dass die Erfassung von Vermögensbesitz auf digitalen Hauptbüchern das Finanzsystem modernisieren könnte, indem sie Effizienz, Transparenz und Zugang verbessert. „Hauptbücher waren seit der Erfindung der doppelten Buchführung nicht mehr so spannend“, schrieben sie.

Die Führungskräfte beschrieben die Tokenisierung als die nächste Stufe in einem langen Bogen technologischer Veränderungen. In den 1970er Jahren wurden Geschäfte telefonisch getätigt und durch per Kurier zugestellte Papierurkunden abgewickelt, erinnerte sich Fink an die Anfänge seiner Karriere. Die Einführung von SWIFT im Jahr 1977, die standardisierte elektronische Nachrichtenübermittlung zwischen Banken ermöglichte, verkürzte die Abwicklungszeiten dramatisch von Tagen auf Minuten, wobei globale Geschäfte heute in Millisekunden ausgeführt werden können.

Die Blockchain-Technologie, erstmals 2009 von Satoshi Nakamoto mit Bitcoin eingesetzt, führte ein gemeinsames digitales Hauptbuch ein, das Transaktionen ohne Zwischenhändler erfassen konnte. Dieser Durchbruch ebnete den Weg für die Tokenisierung, die es ermöglicht, nahezu jedes Asset – von Immobilien über Unternehmensanleihen bis hin zu Währungen – auf einem einzigen digitalen Datensatz abzubilden, den Marktteilnehmer unabhängig verifizieren können, so das Duo.

„Anfangs war es für die Finanzwelt – uns eingeschlossen – schwer, die große Idee zu erkennen“, schrieben Fink und Goldstein. „Die Tokenisierung war mit dem Krypto-Boom verknüpft, der oft wie Spekulation wirkte. Doch in den letzten Jahren hat die traditionelle Finanzwelt erkannt, was sich unter dem Hype verbarg: Die Tokenisierung kann die Welt der investierbaren Vermögenswerte weit über die heute dominierenden börsennotierten Aktien und Anleihen hinaus erweitern.“

BlackRock hat bereits begonnen, mit eigenen tokenisierten Produkten zu experimentieren, insbesondere mit seinem BUIDL tokenisierten US-Geldmarktfonds, der auf öffentlicher Blockchain-Infrastruktur läuft und laut The Block's Data Dashboard einen Gesamtwert von über 2 Milliarden US-Dollar aufweist. Der Vermögensverwalter hat zudem in den letzten Jahren seine Präsenz im Bereich digitaler Vermögenswerte durch die Einführung von Spot Bitcoin- und Ethereum-ETFs ausgeweitet – und dominiert beide Produktklassen mit Nettozuflüssen von 62,6 Milliarden bzw. 13,2 Milliarden US-Dollar.

Eine Brücke zwischen traditioneller und digitaler Finanzwelt

Fink und Goldstein hoben zwei Hauptvorteile der Tokenisierung hervor: das Potenzial für sofortige Abwicklung und die Ablösung papierlastiger Prozesse im Privatmarkt durch Code. Die Standardisierung sofortiger Abwicklungen über globale Märkte hinweg würde das Kontrahentenrisiko verringern, während die Digitalisierung privater Vermögenswerte Kosten senken, die Handelseffizienz verbessern und große, illiquide Bestände in kleinere, zugänglichere Einheiten für eine breitere Beteiligung verwandeln könnte, so ihre Einschätzung. 

Es gibt erste Anzeichen für Fortschritte, fuhren die Führungskräfte fort. Sie stellten fest, dass Token, die reale Vermögenswerte repräsentieren, zwar noch einen kleinen Anteil an den globalen Märkten ausmachen, aber schnell wachsen – in den letzten 20 Monaten um etwa 300 %.

Ein Großteil der frühen Akzeptanz findet laut dem Duo in Entwicklungsländern statt, in denen der Zugang zum Bankwesen begrenzt ist. Gleichzeitig sind in den USA viele der Unternehmen ansässig, die am besten positioniert sind, um ein tokenisiertes Finanzsystem anzuführen, auch wenn Fink und Goldstein warnten, dass frühe Vorteile schwinden können. Die Tokenisierung befinde sich heute in einem ähnlichen Stadium wie das Internet 1996 – als Amazon gerade einmal Bücher im Wert von 16 Millionen US-Dollar verkauft hatte und drei der übrigen heutigen „Magnificent Seven“-Technologieriesen noch nicht einmal gegründet waren – früh, schnelllebig und wahrscheinlich schneller wachsend, als die meisten erwarten, mit enormem Wachstumspotenzial in den kommenden Jahrzehnten.

Anstatt das bestehende Finanzsystem in naher Zukunft zu ersetzen, sehen Fink und Goldstein die Tokenisierung als Brücke zwischen traditionellen Institutionen und „digital-first Innovatoren“ wie Stablecoin-Emittenten, Fintechs und öffentlichen Blockchains. Ihrer Ansicht nach werden Investoren schließlich alle Arten von Vermögenswerten – von Aktien und Anleihen bis hin zu digitalen Assets – über eine einzige digitale Wallet kaufen, verkaufen und halten.

Fink und Goldstein forderten die politischen Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden auf, bestehende regulatorische Rahmenwerke zu aktualisieren, anstatt völlig neue zu schaffen, und betonten, dass „eine Anleihe immer noch eine Anleihe ist, auch wenn sie auf einer Blockchain existiert“. Schutzmaßnahmen sollten ihrer Meinung nach klare Käuferschutzbestimmungen, starke Standards für das Kontrahentenrisiko und robuste Systeme zur digitalen Identitätsprüfung umfassen, um Vertrauen und sichere Teilnahme zu gewährleisten. Die Tokenisierung könne Märkte inklusiver machen, müsse aber „schneller und sicherer voranschreiten“ und den erweiterten Zugang mit modernen Leitplanken verbinden.