Rumble, die Videoplattform, die sich als Gegenentwurf zu YouTube positioniert und unter anderem „Truth Social“ hostet, übernimmt die deutsche Northern Data AG. Das wurde am Montag von beiden Unternehmen bekannt gegeben. Aktionären der Northern Data AG wird in diesem Zuge ein freiwilliges öffentliches Aktienumtauschgebot gemacht werden.
So weit, so unspektakulär die Meldung auf den ersten Blick. Aber warum kauft ein Medienkonzern ein schwer angeschlagenes Unternehmen aus dem Bereich der Hochleistungsrechner?
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ToggleNorthern Data AG – Vom Bitcoin Miner zum Cloud Anbieter
Northern Data war einmal einer der Hoffnungsträger der deutschen Blockchain-Szene. Das Frankfurter Unternehmen, gegründet im Jahr 2020, begann mit dem Bitcoin-Mining, betrieb Rechenzentren in Europa und Nordamerika und galt als Pionier für energieeffiziente Mining-Infrastruktur. Mittlerweile hat sich das Unternehmen allerdings deutlich mehr auf das Cloud-Computing und dem Thema künstliche Intelligenz fokussiert.
Dadurch hat Northern Data auch Zugang zu etwas, dass in Zeiten von KI hochbegehrt und wertvoll wie Gold ist: die Hochleistungsprozessoren von Nvidia. Über das Tochterunternehmen Taiga Cloud betreibt Northern Data einen der größten GPU Cluster Europas, gut bestückt mit Hochleistungsprozessoren.
Rumble – ein Medienkonzern will sich neu erfinden
Rumble ist vor allem als Plattform bekannt, auf der sich, vorsichtig ausgedrückt, jene versammeln, die sich von den großen sozialen Netzwerken ausgeschlossen fühlen. Doch das Unternehmen will mehr: Es sieht seine Zukunft nicht allein im Bereich Video-Content, sondern in der Bereitstellung von Rechenleistung für KI-Anwendungen, Streaming-Infrastruktur und Cloud-Services.
Mit Northern Data erhält Rumble, wie bereits oben erwähnt, direkten Zugang zu Hardware und Technologie, die sonst nur Tech-Giganten wie Amazon oder Google besitzen. Für Rumble-CEO Chris Pavlovski ist das der Schritt vom Content-Provider zum Infrastruktur-Player. Allerdings übernimmt Rumble damit auch ein Unternehmen, dass sich in der Vergangenheit schwer tat, Gewinne zu schreiben.
Tether: die Macht hinter dem Deal?
Tether Limited, der Herausgeber des weltweit größten Stablecoins USDT, taucht in diesem Deal an mehreren Stellen auf. Das Unternehmen hält Beteiligungen an Northern Data, ist auch bei Rumble engagiert und vergibt zugleich Darlehen, die beide Firmen stützen.
Diese Verflechtungen werfen natürlich Fragen auf: Geht es hier um eine klassische Übernahme – oder um den Aufbau eines kryptofinanzierten Technologie-Konglomerats? Auch interessant: Tether ist erst im Februar 2025 mit rund 775 Millionen Dollar bei Rumble eingestiegen.
Tether verfügt über enorme Liquidität – laut eigenen Angaben werden täglich Milliarden Dollar in Stablecoins ausgegeben und eingezogen. Dieses Kapital kann gezielt eingesetzt werden, um Unternehmen zu finanzieren, die imm Sinne des Stablecoin-Emittents strategisch wichtig sind. Die Nähe zwischen Rumble, Northern Data und Tether könnte zumindest den Anschein erwecken, dass hier eine neue Allianz zwischen Kryptowirtschaft und Infrastruktur-Technologie entsteht.
Tether: stabile Währung mit instabiler Vergangenheit
Es gibt allerdings auch ein „Aber“, gerade was die Verbindung zu Tether betrifft: Dem Unternehmen wird immer wieder mangelnde Transparenz vorgeworfen. Der USDT, den Tether herausgibt, ist an den US-Dollar gebunden, es ist allerdings nicht ganz klar, ob alle Token durch Vermögenswerte gedeckt sind. Das Unternehmen musste sogar schon eine Strafe in zweistelliger Millionenhöhe bezahlen, weil es die Sicherheit der Einlagen falsch dargestellt hatte.
Viele Anleger überlegen, ob sie Tether kaufen , um sich gegen die Volatilität des Kryptomarktes abzusichern. Stablecoins spielen eine zentrale Rolle im digitalen Finanzsystem: Sie ermöglichen es beispielsweise, Gewinne aus volatilen Kryptowährungen kurzfristig „zwischenzuparken“, ohne sie in Fiatgeld umwandeln zu müssen – und später wieder gezielt zu reinvestieren.
Diese stetige Nachfrage verschafft dem Unternehmen enormen finanziellen Spielraum – und damit politische wie wirtschaftliche Macht. Genau diese Macht nutzt Tether nun, um in die reale Welt vorzudringen: in Rechenzentren, Hardware und Medienplattformen.
Zuletzt aktualisiert am 11. November 2025
