Wenn Bitcoin sich in Sekten spaltet: Entwickler führen einen heiligen Krieg darüber, was in einen Block gehört

Bitcoin steht vor einem neuen internen Konflikt über die Nutzung seiner Blockchain

Vor Kurzem hatte ich das Vergnügen, die bezaubernde Schweizer Bergstadt Lugano zu besuchen. Ihr Reiz liegt darin – wie Tether CEO Paolo Ardoino sagt – dass diese Stadt „im Wesentlichen italienisch ist, aber von Schweizern verwaltet wird“. Ardoino ist einer der Hauptunterstützer der „Plan B“ Bitcoin-Konferenz, auf der ich eine Diskussion über die zunehmende Akzeptanz dieser ursprünglichen Kryptowährung durch Regierungen weltweit moderierte.

Die Stimmung auf der Konferenz war ausgesprochen positiv – was nicht überrascht, denn jeder vor Ort verehrt Bitcoin – aber gleichzeitig war auch offensichtlich, dass es im Paradies Probleme gibt. Tatsächlich zeigt sich eine immer tiefere Spaltung im Code-Fundament von Bitcoin: Der Streitpunkt ist, ob der Code geändert werden sollte, um der Blockchain zu erlauben, mehr Daten aufzunehmen, die nichts mit finanziellen Transaktionen zu tun haben.

Die Idee, nicht mit Bitcoin-Transaktionen zusammenhängende Daten in Blöcke aufzunehmen, ist nicht neu. Tatsächlich enthielt der allererste Block auf der Blockchain bereits ein Zeitungszitat über die Bankenrettung. Heute jedoch plant die größte und einflussreichste Entwicklergruppe von Bitcoin – bekannt als „Core“ (Kernteam) – ihre Software so anzupassen, dass die Beschränkung für nicht-zahlungsbezogene Informationen pro Block deutlich gelockert wird.

Für das Core-Lager ist dies ein einfacher und pragmatischer Ansatz, der neue Anwendungsfälle für Bitcoin fördert und den Minern in einer Zeit, in der die Blockbelohnung nur noch 3,125 Bitcoin beträgt und 2028 erneut halbiert werden soll, zusätzliche Einnahmen durch Transaktionsgebühren verschafft. Doch eine schnell wachsende konkurrierende Fraktion lehnt diesen Plan vollständig ab und hat ihre eigene Bitcoin-Client-Software namens Knots herausgebracht.

Die Software dieser Fraktion wird von einem einflussreichen Bitcoin-Entwickler geleitet, einem gläubigen Katholiken, der sie angeblich „Knots“ (Knoten) nannte – in Anlehnung an die Geschichte, in der Jesus mit einer „geknüpften Peitsche“ die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieb. Laut einem von mir interviewten Anwalt aus dem Knots-Lager besteht die Notwendigkeit dieser Software darin, die Blockchain vor dem zu schützen, was er als Spam-Versender und als Förderer von Projekten am Rande des Betrugs wie Bitcoin NFT bezeichnet.

Wer schon einmal online oder offline mit Bitcoin-Anhängern zu tun hatte, weiß, dass sie nicht gerade für Diplomatie bekannt sind. Das gilt besonders für die prominenten Persönlichkeiten der frühen Bitcoin-Ära – sie attackieren sich gegenseitig auf der Bühne in Lugano und auf X (ehemals Twitter). Zu den prominenten Vertretern der Lager gehören: Peter Todd und Jameson Lopp vom Core-Lager sowie Nick Szabo und Luke Dashjr vom gegnerischen Knots-Lager.

Diese jüngste Spaltung (eine hilfreiche Übersicht findet sich hier) erinnert an den „Blockgrößenkrieg“, der von 2015 bis 2017 die gesamte Bitcoin-Community erschütterte. Damals setzten sich die „Small Blocker“ – die Befürworter einer Begrenzung der Bitcoin-Blockgröße auf 1 MB – schließlich gegen ihre Gegner durch, die eine Erhöhung auf 2 MB oder mehr für wirtschaftlich sinnvoll hielten. Die aus diesem Krieg resultierenden Ressentiments sind bis heute nicht verschwunden.

Im aktuellen Streit ist Knots zwar noch die kleinere Fraktion, aber sie ist bereits der bevorzugte Client für mehr als 20% der Bitcoin-Node-Betreiber. Ihre schnelle Verbreitung liegt nicht nur an ihrer Haltung zur Skalierung der Blockchain, sondern auch daran, dass viele das Core-Lager als arrogant und von den Grundwerten von Bitcoin entfremdet empfinden. Das Core-Lager wiederum bezeichnet die Knots-Fraktion als „lügende Unruhestifter“.

Ich maße mir kein Urteil an, möchte aber festhalten: Dieser jüngste Kampf um die Seele von Bitcoin bestätigt erneut meine langjährige Ansicht – Bitcoin ist sowohl eine erstaunliche Technologie als auch eine Religion. Wie bei jeder Religion gibt es immer Spaltungen zwischen Traditionalisten und Modernisten. Zum Glück gab es auf der Konferenz in Lugano auch Momente der Einigkeit: etwa bei der Enthüllung der restaurierten Satoshi-Statue am Seeufer. Trotz der Kämpfe zwischen den verschiedenen Bitcoin-Fraktionen ist eines unbestritten: Sie alle verehren immer noch denselben Gott.