Die dezentrale Börse Hyperliquid, hat sich in den vergangenen Monaten zur dominierenden Plattform für Perpetual-Futures entwickelt. Mit einem Marktanteil von rund 70 Prozent im DeFi-Derivatesektor, einem täglichen Handelsvolumen in Milliardenhöhe und einer eigenen Layer-1-Infrastruktur gilt das Projekt schon jetzt als Ausnahmeerscheinung im bunten Kryptospace.
Nun könnte der geplante Start des nativen Stablecoins, der intern USDH genannt wird, das Wachstum des Kryptoprojekts in eine neue Dimension katapultieren und dem hauseigenen Token HYPE das nächste Allzeithoch bescheren.
Inhaltsverzeichnis
ToggleEin Bieterkrieg um den Dollar auf Hyperliquid
Auslöser der jüngsten Kursrally ist ein regelrechter Wettstreit mehrerer Schwergewichte um die Lizenz, USDH zu emittieren. Der Stablecoin soll tief in das Hyperliquid-Ökosystem eingebettet werden und damit die starke Abhängigkeit von USDC reduzieren, der bislang mehr als 90 Prozent der Stablecoin-Reserven stellt.
Mehrere namhafte Anbieter haben Angebote vorgelegt, um den Zuschlag zu erhalten – jedes mit eigener strategischer Note. Paxos beispielsweise lockt mit dem Versprechen, bis zu 95 Prozent der Zinserträge aus den USDH-Reserven in Rückkäufe von HYPE zu investieren. Dieses Modell würde den Token direkt verknappen und damit seinen Wert langfristig stützen.
Ein weiterer prominenter Bewerber ist Sky, das ehemalige MakerDAO, das mit DAI und USDS bereits zwei der bekanntesten dezentralen Stablecoins hervorgebracht hat. Sky bringt neben Erfahrung auch handfeste Vorteile mit: ein 8 Milliarden Dollar starkes Balance Sheet, 2,2 Milliarden US-Dollar an sofort verfügbarer Liquidität in USDC sowie einen 25-Millionen-Dollar-Fonds zur Förderung des Hyperliquid-Ökosystems. Dazu kommt die Aussicht auf eine jährliche Rendite von 4,85 Prozent – ein Argument, das sowohl für institutionelle als auch für private Marktteilnehmer durchaus schlüssig ist.
Daneben buhlen weitere Player wie Frax Finance, Agora oder auch Native Markets um die Gunst der Community. Frax etwa setzt auf eine 100-prozentige Rückführung der Erträge an Hyperliquid, während Agora durch prominente Unterstützer aus der Fondsbranche Sichtbarkeit erlangt hat.
Governance entscheidet über den Ausgang
Anders als in klassischen Märkten entscheidet bei Hyperliquid nicht ein Vorstand oder ein einzelnes Unternehmen, sondern die Community selbst über die Zukunft von USDH. Nach dem nächsten geplanten Netzwerk-Upgrade sollen Validatoren darüber abstimmen, welches Modell umgesetzt wird. Diese demokratische Governance-Struktur verleiht dem Prozess zusätzliche Dynamik: Jedes neue Argument, jede frische Offerte kann einen Stimmungsumschwung herbeiführen. Es bleibt also weiterhin spannend.
Die Vorfreude auf die Abstimmung hat den HYPE-Token zuletzt massiv beflügelt. In nur wenigen Tagen stieg der Kurs auf über 55 US-Dollar und markierte damit ein neues Allzeithoch. Das Handelsvolumen explodierte, und die Marktkapitalisierung katapultierte den Token in die Spitzengruppe der dezentralen Projekte .
Aktuell notiert der HYPE bei knapp 53 US-Dollar, was einem Anstieg von 6,69 Prozent in den letzten 24 Stunden entspricht. Eine durchaus reife Leistung für einen relativ neuen Coin in einem Markt, der sich aktuell eher in einer seitwärtsphase befindet
Regulatorischer Rückenwind durch den GENIUS Act
Eine weitere Triebfeder für die aktuellen Entwicklungen ist der regulatorische Rahmen. Mit dem im Sommer 2025 verabschiedeten GENIUS Act hat die US-Regierung klare Regeln für Stablecoins eingeführt. Emittenten müssen höhere Sicherheiten vorhalten und strikte Transparenzpflichten erfüllen.
Während Banken und traditionelle Finanzhäuser die Reform mit Skepsis betrachten – sie fürchten Kapitalabflüsse von klassischen Einlagen in digitale Dollar – sehen Kryptoprojekte darin eine historische Chance. Wer die Vorgaben erfüllt, verschafft sich Glaubwürdigkeit, und genau hier setzen Anbieter wie Paxos oder Sky an. Sie positionieren sich nicht nur als technologische, sondern auch als regulatorisch abgesicherte Partner.
Der Wettbewerb um USDH ist damit mehr als das klassische DeFi-Experiment, das gut gehen kann – oder auch nicht. Es zeigt, wie sich ein relativ junger Markt den neuen Spielregeln anpasst und regulatorische Anforderungen sogar als Wettbewerbsvorteil nutzt.
Zwischen Hype und Fallhöhe: Wo Hyperliquid an Grenzen stoßen könnte
Die Euphorie rund um HYPE wird zusätzlich von einflussreichen Stimmen aus der Szene geschürt. So prognostizieren manche Branchengrößen eine Kurssteigerung um ein Vielfaches, sollte Hyperliquid mit USDH ähnlich erfolgreich werden wie zuvor mit seinem Derivategeschäft.
Doch der Blick in die Vergangenheit mahnt zur Vorsicht. Algorithmische Stablecoins wie TerraUSD haben schmerzhaft gezeigt, wie instabil unzureichend besicherte Systeme sein können. Auch wenn Hyperliquid mit USDH explizit auf reale Sicherheiten und etablierte Emittenten setzt, bleibt das Risiko systemischer Spannungen bestehen – insbesondere wenn Milliardenbeträge in kurzer Zeit bewegt werden.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie stark die Bindung eines einzelnen Tokens an den Erfolg eines Stablecoin-Modells das gesamte Ökosystem beeinflussen kann. Sollte sich die Community für ein Modell entscheiden, das sich langfristig nicht trägt, könnte das nicht nur HYPE, sondern auch Hyperliquid insgesamt belasten.
Institutionelles Kapital entdeckt DeFi-Stablecoins
Parallel zum Bieterkrieg zeigt sich ein weiterer Trend: Institutionelle Investoren halten zunehmend Einzug in den Markt für digitale Dollar. Europa hat mit MiCA bereits einen funktionierenden Rechtsrahmen für Stablecoins etabliert, der seit Mitte 2024 gilt, während in den USA der GENIUS Act für klare Spielregeln sorgt – und gleichzeitig die Akzeptanz digitaler Dollar durch Fondsmanager, Broker und Zahlungsdienstleister in der Praxis weiter antreibt.
Für Hyperliquid ist USDH mehr als ein technisches Hilfsmittel: Der Stablecoin könnte zum strategischen Schlüssel werden, um Kapitalströme aus der traditionellen Finanzwelt ins eigene Netzwerk zu lenken. Kooperationen mit regulierten Emittenten wie Paxos oder die Einbindung in bestehende Infrastruktur könnten den Stablecoin weit über den Kryptosektor hinaus relevant machen.
Zuletzt aktualisiert am 9. September 2025
