Backpack Exchange hat mit dem Launch seiner europäischen Tochtergesellschaft Backpack EU einen wichtigen Schritt in Richtung regulierter Krypto-Finanzprodukte getan. Seit dem 8. September 2025 steht Tradern aus der EU eine Plattform für den Handel mit sogenannten Perpetual Futures zur Verfügung, vollständig reguliert unter einer MiFID-II-Lizenz der Cyprus Securities and Exchange Commission (CySEC). Das Unternehmen, das weltweit bereits in mehr als 150 Ländern aktiv ist, bietet nun über 40 Handelspaare mit bis zu zehnfachem Hebel an.
Im Zuge des Markteintritts hatte Backpack Anfang 2025 das insolvente FTX EU übernommen. Im Mai begann das neue Management mit der Rückzahlung der Kundengelder. Die Rückerstattung ehemaliger FTX EU-Kunden war Voraussetzung für den Neustart unter neuem Namen. CEO Armani Ferrante betonte, dass der Zeitpunkt für den Einstieg ideal sei, da klare regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen wurden und dennoch ein Mangel an sicheren Handelsplätzen herrsche.
Dauerhafter Handel ohne Verfallsdatum
Perpetual Futures, kurz „Perps“, sind Finanzinstrumente, die in der Krypto-Branche große Popularität genießen. Sie ähneln klassischen Futures, besitzen jedoch kein Verfallsdatum. Stattdessen kommt ein sogenannter Funding-Mechanismus zum Einsatz, der über regelmäßige Zahlungen zwischen Long- und Short-Positionen den Kurs des Derivats nahe am Spotpreis der zugrunde liegenden Kryptowährung hält. Diese Struktur erlaubt es Tradern, dauerhaft gehebelt auf Kursverläufe zu spekulieren, ohne die zugrunde liegenden Coins zu halten.
Mit dem Angebot richtet sich Backpack EU sowohl an Privatanleger als auch an institutionelle Investoren. Die Plattform befindet sich zwar noch im Beta-Modus, interessierte Nutzer können sich jedoch bereits auf eine Warteliste setzen lassen. Ziel sei es laut Ferrante, Vertrauen durch kontinuierliche Transparenz und Verlässlichkeit zu schaffen. Ein zentrales Element dieser Strategie ist der tägliche Nachweis der Reserven mithilfe von Zero-Knowledge-Proofs. Der CEO sieht diesen technologischen Standard als „neuen Maßstab“ für die Branche.
Backpack übernimmt Verantwortung für FTX-EU-Kunden
Der Erwerb von FTX EU kostete Backpack laut Medienberichten rund 32,7 Millionen US-Dollar. Die Übernahme wurde zunächst von der Insolvenzverwaltung von FTX angefochten, konnte jedoch im Frühjahr 2025 einvernehmlich geklärt werden. Im Zuge dessen zahlte Backpack wegen mutmaßlicher Regelverstöße der Vorgängerfirma eine Strafe in Höhe von 200.000 Euro an die CySEC. Die Lizenz nach MiFID II wurde schließlich im Juni 2025 erneut ausgestellt und bildet die rechtliche Grundlage für den aktuellen Start der Derivateplattform.
Backpack Exchange verfolgt mit seinem Engagement in Europa das Ziel, Vertrauen in den Krypto-Markt zurückzugewinnen. CEO Ferrante formuliert es deutlich: „Vertrauen entsteht durch gutes Handeln, Tag für Tag. Man baut es über Jahre auf und kann es in einem Moment verlieren.“
Europäischer Wettbewerb nimmt Fahrt auf
Mit dem Start von Backpack EU zieht der Wettbewerb im europäischen Markt für Krypto-Derivate deutlich an. Kraken hatte bereits im Mai 2025 ein ähnliches Angebot gestartet, nachdem es eine regulierte Brokerlizenz in Zypern übernommen hatte. Auch Coinbase hält eine entsprechende Lizenz, hat jedoch bislang noch keine eigenen Produkte auf den Markt gebracht. Backpack könnte damit eine Vorreiterrolle einnehmen und die Marktdynamik beschleunigen.
Der Schritt zeigt auch, dass Krypto-Börsen zunehmend bereit sind, in straff regulierten Märkten Fuß zu fassen. Die Einführung von MiCA und strengeren Richtlinien innerhalb der EU treibt diesen Trend zusätzlich an. Für Anbieter wie Backpack stellt dies eine Chance dar, durch Regulierung Vertrauen zurückzugewinnen und neue Kundengruppen zu erschließen.
