Führungswechsel in Japans Regierung: Was bedeutet das für Krypto?

Der japanische Premierminister Shigeru Ishiba kündigte am 7. September seinen Rücktritt an und verwies auf abgeschlossene US-Handelsverhandlungen sowie zunehmende parteiinterne Unstimmigkeiten. Sein Rücktritt löst einen Führungswettbewerb innerhalb der regierenden Partei aus.

Der Wechsel bringt Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Ausrichtung Japans mit sich, einschließlich der Regulierung von Kryptowährungen und der digitalen Industriepolitik, die unter seiner Regierung an Dynamik gewonnen hatten.

Ishiba tritt nach wachsendem Druck zurück

Premierminister Shigeru Ishiba bestätigte am Samstag, dass er zurücktreten wird und damit seine Amtszeit früher als erwartet beendet. Die Ankündigung folgte auf wochenlangen internen Druck für eine vorgezogene Führungswahl. Viele betrachteten dies als Misstrauensvotum.

Da Ishiba nun zurücktritt, benötigt die Partei die Abstimmung nicht mehr. Stattdessen wird die Partei einen neuen Führungswettbewerb abhalten, um Ishibas Nachfolger zu bestimmen. Er stellte auch klar, dass er kein Kandidat sein werde. Ishiba erklärte, dass er seine Entscheidung mit dem Abschluss der Handelsgespräche mit den USA abgestimmt habe. Präsident Donald Trump hatte gerade eine Exekutivanordnung zur Senkung der Automobilzölle unterzeichnet.

Die Entscheidung spiegelt eine breitere politische Unruhe wider. Nach der schweren Niederlage der Regierungspartei bei den Oberhauswahlen im Juli forderten Oppositionsparteien und viele innerhalb der LDP Ishibas Rücktritt. Am 2. September traten vier hochrangige Parteifunktionäre, darunter Generalsekretär Hiroshi Moriyama, gleichzeitig zurück, wodurch der Premierminister politisch isoliert wurde.

本日、自由民主党総裁の職を辞することといたしました。 pic.twitter.com/eu87u3ovsz

— 石破茂 (@shigeruishiba) 7. September 2025

Auswirkungen auf Krypto- und Digitalpolitik

Ishibas Rücktritt hat besondere Auswirkungen auf das Krypto- und Web3-Ökosystem Japans. Ende August sprach er auf einer Web3-Veranstaltung in Tokio und betonte, dass Start-ups wie Blockchain und KI für das Wirtschaftswachstum Japans und als Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen unerlässlich seien. Er hatte weiterhin Unterstützung für Investitionen und regulatorische Reformen im digitalen Sektor signalisiert.

Mit der bevorstehenden neuen Führung ist die politische Richtung jedoch ungewiss. Die ehemalige Ministerin für wirtschaftliche Sicherheit, Sanae Takaichi, und der Landwirtschaftsminister Shinjiro Koizumi haben sich als potenzielle Favoriten herauskristallisiert.

Eine von der Nikkei im vergangenen Monat durchgeführte Meinungsumfrage sah Takaichi mit 23 % Unterstützung an der Spitze als nächste Premierministerin. Koizumi, ein Sohn des ehemaligen Premierministers Junichiro Koizumi, folgte mit 22 %. Premierminister Ishiba belegte mit 8 % den dritten Platz.

Ihre jeweiligen Haltungen zu digitalen Vermögenswerten unterscheiden sich im Ton, obwohl keiner von beiden einen umfassenden Rahmen dargelegt hat.

Im März reichte Takaichi einen Vorschlag ein, der die Schaffung eines Rahmens forderte, der es Finanzinstituten, einschließlich Kryptowährungsbörsen, ermöglichen würde, Informationen über verdächtige Transaktionen auszutauschen. Dieses System würde frühere Kontosperrungen ermöglichen. Da dieser Vorschlag umgesetzt wurde, könnte Takaichi als Befürworterin strengerer Regulierung angesehen werden.

„Die Digitalisierung der Politik ist extrem verzögert. Politiker fordern die Öffentlichkeit auf, die Digitalisierung zu akzeptieren, während sie sie selbst aufschieben. Das ist eine der Ursachen für politisches Misstrauen.“ bemerkte Koizumi in einer Fernsehsendung.

Koizumi hat noch keine detaillierte Politik dargelegt. Dennoch deuten seine Kommentare auf eine offenere Haltung gegenüber der Digitalisierung hin. Gelegentlich hat er Bemerkungen gemacht, die als unterstützend für Kryptowährungen und Stablecoins interpretiert werden könnten.

Branchenvertreter sagen, dass Ishibas Regierung offen für Vorschläge zur Krypto-Steuerreform gewesen sei. Ein Großteil dieses Schwungs kam von Digitalminister Masaaki Taira, einem bekannten Befürworter der Lockerung von Beschränkungen für digitale Vermögensgeschäfte. Ob dieser Schwung anhält, hängt vom nächsten Vorsitzenden der LDP ab.

Marktreaktion und Krypto-verbundene Aktien

Die Finanzmärkte reagierten schnell auf Ishibas Ankündigung. Der Yen schwächte sich ab und wurde am Montagmorgen mit $0,0067 (148,48 Yen) gegenüber dem US-Dollar gehandelt, ein Rückgang von mehr als 1 % gegenüber dem Vortag.

Laut Tomoyuki Ueno, Chefökonom am NLI Research Institute, könnten Erwartungen an eine fiskalische Expansion zu einer weiteren Yen-Abwertung führen, mit Spielraum für einen zusätzlichen Rückgang um $0,013 (2 Yen) gegenüber dem Dollar.

Krypto-bezogene Aktien, insbesondere Aktien von DAT-Unternehmen, zeigten früh Anzeichen von Kaufinteresse. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung stieg Metaplanet auf ¥716 (+0,42 %), Remixpoint kletterte auf ¥317 (+1,37 %), Ikuyo wurde zu ¥1.152 (+0,17 %) gehandelt und Livwork legte auf ¥793 (+1,93 %) zu. Marktanalysten deuten diese Bewegungen als Ausdruck der Erwartung der Anleger auf politische Veränderungen, die Japans Rolle im digitalen Finanzwesen neu gestalten könnten.

Das Ergebnis des LDP-Führungswettbewerbs wird letztlich bestimmen, ob Japan eine strengere Aufsicht über Kryptowährungen anstrebt oder Ishibas allmählichen Weg der Förderung von Innovationen bei gleichzeitiger Angleichung an internationale Standards fortsetzt.