In Indien ist ein spektakulärer Kriminalfall aus dem Jahr 2018 zu einem juristischen Abschluss gekommen: Ein Antikorruptionsgericht in Ahmedabad verurteilte 14 Männer zu lebenslanger Haft, darunter elf Polizeibeamte und ein ehemaliger Abgeordneter. Sie wurden der Entführung, Erpressung und kriminellen Verschwörung schuldig gesprochen. Die Drahtzieher hatten es auf den indischen Geschäftsmann Shailesh Bhatt abgesehen, der als Investor in Kryptowährungen bekannt war und mutmaßlich große Mengen Bitcoin besaß.
Bhatt war am 9. Februar 2018 unter dem Vorwand eines Treffens mit der indischen Zentralbehörde CBI an eine Tankstelle gelockt worden. Dort wurde er von Männern entführt, die sich als Ermittler ausgaben. Die Gruppe brachte ihn in ein abgelegenes Bauernhaus, wo ihn mehrere bewaffnete Polizisten bedrohten.
Ziel war es, ihn zur Herausgabe von Kryptowerten und Bargeld zu zwingen. Laut Gerichtsdokumenten wurde eine Forderung über 176 BTC und rund 3,6 Millionen US-Dollar in Rupien gestellt. Am Ende übergab Bhatt 34 BTC, damals rund 150.000 US-Dollar. Ein größerer Bargeldtransfer scheiterte, weil der eingesetzte Kurier Verdacht schöpfte.
Hochrangige Beamte als Täter
Unter den Verurteilten befinden sich prominente Persönlichkeiten: Der damalige Polizeichef des Bezirks Jagdish Patel und der frühere Abgeordnete Nalin Kotadiya, der zunächst untertauchte und erst Monate später festgenommen wurde. Auch Anant Patel, ein Inspektor der Kriminalpolizei, spielte laut Ermittlungen eine Schlüsselrolle bei der Durchführung des Komplotts.
Für die indische Justiz stellt der Fall einen beispiellosen Machtmissbrauch dar. Selten wurden so viele hochrangige Beamte für ein gemeinsames Verbrechen im Kryptobereich verurteilt.
Das Urteil des Sonderrichters B.B. Jadav stützte sich auf die Aussagen von 172 Zeugen, darunter Bankangestellte, digitale Forensiker und beteiligte Polizisten, die im Laufe des Prozesses kooperierten. Allerdings widerriefen 92 der Zeugen ihre Aussagen, möglicherweise im Zusammenhang mit Einschüchterung. Gegen 25 von ihnen ergingen deshalb per Gericht Meineidbescheide wegen Falschaussage.
Ein dubioses Opfer mit eigener Vorgeschichte
Der Fall erhielt eine weitere Wendung, als bekannt wurde, dass Shailesh Bhatt selbst mit dem inzwischen berüchtigten Krypto-Pyramidensystem BitConnect verbandelt war. Laut Anklage soll er zwei BitConnect-Promoter entführt und um rund 2.100 BTC, 11.000 Litecoin und 1,6 Millionen US-Dollar in bar erpresst haben, angeblich, um Verluste aus dem BitConnect-Zusammenbruch auszugleichen. Bhatt wurde im August 2024 wegen dieser Vorwürfe verhaftet und wartet derzeit auf das Urteil in seinem eigenen Strafverfahren.
Krypto-Erpressung im internationalen Kontext
Die Entscheidung aus Indien reiht sich in eine wachsende Zahl von Fällen ein, in denen Kryptowährungen als Zielscheibe für kriminelle Aktivitäten dienen. Auch in Europa und den USA häufen sich Berichte über Entführungen im Krypto-Umfeld.
In Frankreich wurde zuletzt ein Investor verschleppt , in Las Vegas ein Anleger um digitale Vermögenswerte im Wert von 4 Millionen US-Dollar gebracht. Selbst Influencer geraten ins Visier, wie eine OnlyFans-Nutzerin in Kalifornien, die von Teenagern überfallen wurde, um Zugang zu ihrem Bitcoin-Vermögen zu erzwingen.
